Die Säule der Zentral-Apotheke

 

Die Zentralapotheke in Ludwigsburg besitzt einen besonderen Schatz.

In der Mitte der Offizin (der dem Besucher zugängliche Bereich einer Apotheke), steht eine raumhohe, kunstvoll verzierte Bronzesäule. Auf ihr wird in einer Vielzahl von Bildern und Figuren die Geschichte des Heilwesens dargestellt. Der Bogen spannt sich von alten Mythen bis hin zur Entwicklung neuester Arzneimittel und dem Großklinikum. Der Kampf gegen Schmerz, Krankheit und Tod als eine der großen Kulturleistungen der Menschheit findet hier komplexen künstlerischen Ausdruck. 

 

Apotheker Kilian Raasch erzählt Ihnen gerne die Geschichte der Säule und erklärt die Bedeutung der Bilder und Symbole. 

 

 

In einer über 11-jährigen Zusammenarbeit wurden die inhaltlichen Vorgaben von Apotheker Lutz Raasch vom Bildhauer Karl Hirt in eine künstlerische Form gebracht.

Kilian Raasch, Sohn von Lutz Raasch und heutiger Apothekenbesitzer, beschreibt die Säule als eine Art Bilderbuch, mit dem er den Kunden Zusammenhänge plastisch vor Augen führen kann.

 

Auf der Säule werden die verschlungenen Wege aufgezeichnet, die Medizin und Pharmazie seit Urzeiten nahmen. Inhaltlich ist die Säule in drei Teile gegliedert. Das untere Drittel stellt alte Menscheitsmythen dar wie Gilgamesch, der das Kraut des Lebens sucht. Krankheiten wurden als Strafen der Götter, Dämonen oder Ahnen angesehen, das Heilen als göttliches Wirken. Die drei Nornen, die den Lebensfaden spinnen, bemessen und abschneiden, stehen für den Glauben an die göttliche Vorbestimmung menschlichen Lebens. Der mittlere Teil der Säule setzt mit der hippokratischen Medizin um 400 v. Chr. ein. Die Medizin fängt an, "wissenschaftlich" zu werden, fragt nach Diagnose, Therapie und Prognose. Die Säule zeigt nicht nur die Heilerfolge, sondern auch die Leiden der Pest und den siegreichen König Tod.

 

 

Mit vier vollplastischen Allegorien beginnt das obere Drittel: der Wissenschaftler, die Hoffnung, der Narr und das Liebespaar. Der Narr hält uns den Spiegel vor, daß ex post Dinge ins Lächerliche gezogen werden, die in ihrer Zeit ihre Richtigkeit hatten. Die Ratio des Wissenschaftlers wird im Liebespaar ergänzt um die Emotio, ohne die keine Aussicht auf dauerhafte Heilung besteht. Descartes und Newton machen mit ihren mechanistischen Weltbildern, bildhaft dargestellt im "Maschinenmenschen", den Weg frei in die Gegenwart. Das Experiment wird zu einer Grundlage der Medizin. Hier finden sich die großen Bakteriologen, die Pharmaindustrie, die Intensivmedizin, Psychiatrie, Transplantation und Genforschung. Das Großklinikum wird als Apparat dargestellt, in der die Abteilungen wie Zahnräder ineinander greifen. Der Glaube an das Machbare trifft auf die Frage, was ethisch vertretbar ist.

 

Gegossen wurde die Säule in vier Einzelteilen aus einem Wachsmodell nach dem Prinzip der verlorenen Form. Ist sie im unteren Bereich kubisch und statisch, so beginnt sie sich in der Mitte leicht zu drehen. Nach oben zu steigert sich die Dynamik, bis die Säule in einer zylindrischen, kreisenden Form endet. Immer schneller ist die Entwicklung, dreht sich das Rad der Geschichte.

 

 

 

Die Schaulust des Betrachters wird unterstützt durch eine differenzierte Oberflächenbearbeitung, die über verschiedene Patinierungen und raue Oberflächen bis hin zu hochglanzpolierten Flächen reicht. Auf dem Weg der Galvanoplastik wurden mehrere Schriftstücke als Faksimile in die Säule integriert. So beweist ein Rezept Friedrich Schillers, daß bis ins 19. Jahrhundert, als die Apotheken noch unter Kirchenaufsicht standen, mit alchemistischen Zeichen rezeptiert wurde. Immer wieder zeigen die Motive die Kontroverse zwischen der spirituellen Dimension des Heilens und der naturwissenschaftlichen Sicht auf die Genesung. Über einer Apotheke aus der Zeit der Gründung der Zentral-Apotheke und einer Büste Sertürners sieht man einen galvanisierten Strauß verschiedener Heilpflanzen, auch Mohnkapseln. Darüber ist das versilberte, dreidimensionale Molekül des in ihm enthaltenen Wirkstoffs Morphins dargestellt.

 

 

Karl Hirt, 1925 in Donaueschingen geboren und in Ludwigsburg ansässig, arbeitet schon seit vielen Jahren mit Bronze- und Aluminiumgüssen nach Styropor- oder Wachsmodellen. Der Werkstoff Wachs erlaubt ihm, feinste Details auszuarbeiten. Seine Arbeiten finden sich vor allem im Großraum Stuttgart in vielen Kirchen und öffentlichen Gebäuden.

Die wissenschaftliche Ausarbeitung der Themen und künstlerisches Können verbinden sich in der Säule zu einer meisterhaften Darstellung menschlicher Geschichte und menschlichen Erlebens.

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Zentral-Apotheke

Marktplatz 1

71634 Ludwigsburg

 

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Sa: 8.00 - 13.00 Uhr

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